Erinnerungen an Auschwitz auf der BUCH WIEN 2021
Vom 10.-14. November 2021 war der Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus zum dritten Mal als Aussteller auf der BUCH WIEN vertreten, die trotz Covid 19-Einschränkungen mehr als 41.000 BesucherInnen aus 32 Ländern verzeichnete.
Vorgestellt wurde heuer die Neuerscheinung des Nationalfonds, der sechste Band der Buchreihe „Erinnerungen. Lebensgeschichten von Opfern des Nationalsozialismus“. Das zweibändige Werk erzählt vom „Überleben in Auschwitz“ und wurde herausgegeben anlässlich der Eröffnung der neuen österreichischen Ausstellung in der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau im Oktober 2021. Die Buchreihe „Erinnerungen“ ist eine einzigartige Sammlung autobiografischer lebensgeschichtlicher Zeugnisse, die seit 2011 das Andenken an die Opfer des Nationalsozialismus wahrt.
„Überleben in Auschwitz“ beinhaltet 20 autobiografische Texte und Interviews von österreichischen Auschwitz-Überlebenden und gibt einen tiefen Einblick in Lageralltag, Tod und Überleben in Auschwitz. Darüber hinaus enthält die Publikation ein umfassendes historisches Glossar, Gastbeiträge von Albert Lichtblau und Hannes Sulzenbacher aus dem kuratorisch-wissenschaftlichen Team der Ausstellung, von Herta Neiß, Vorstandsmitglied der Österreichischen Lagergemeinschaft Auschwitz und des Internationalen Auschwitz Komittees, sowie von Claire Fritsch, der Leiterin der Koordinierungsstelle im Nationalfonds zur Neugestaltung der österreichischen Ausstellung.
Weitere Neuerscheinungen des Nationalfonds waren der neue „Wegweiser zu den jüdischen Friedhöfen in Österreich“ sowie das Booklet „Geschichte persönlich vermittelt“, die am Stand präsentiert und kostenlos verteilt wurden. „Geschichte persönlich vermittelt“ ist ein Beiheft zur Buchreihe „Erinnerungen“ – es bietet ein Glossar zu historischen Begriffen und Informationen zu den von den Nationalsozialisten verfolgten Opfergruppen, gibt Anregungen zur Arbeit mit Autobiografien im Unterricht und vermittelt einen Einblick in das Aufgabenspektrum des Nationalfonds.
Natürlich waren auch die ersten fünf Bände der Buchreihe „Erinnerungen“ mit ihren unterschiedlichen thematischen und regionalen Schwerpunkten sowie weitere Publikationen vertreten: der Dokumentationsband über die ehemalige österreichische Ausstellung in Auschwitz „Österreichische Gedenkstätte 1978–2013. Staatliches Museum Auschwitz-Birkenau“, das vom Kurator*innenteam der neuen Ausstellung herausgegebene Postkartenbuch „Österreich | Auschwitz. Zeichnungen von Jan Kupiec 1945“, die Buchreihe „Entscheidungen der Schiedsinstanz“ sowie der „Schlussbericht des Antragskomitees des Allgemeinen Entschädigungsfonds für Opfer des Nationalsozialismus“.
Die Besucher*innen hatten auch die Möglichkeit, sich über die vielfältigen Aufgaben des Nationalfonds zu informieren, das Informationsmaterial stieß auf großes Interesse. Als kleine Erinnerung gab es für die Messebesucher*innen Give-aways wie Bleistifte, Notizblöcke, Lesezeichen mit ausgewählten Kurzbiografien aus der Buchreihe sowie die beliebten Taschen mit dem „Erinnerungen“-Logo.
Gesprächsrunde mit der Herausgeberin der Buchreihe und den Kurator*innen der neuen österreichischen Ausstellung in Auschwitz
Im Gespräch mit der Wiener Journalistin Alexia Weiss am Samstag, den 13. November, spannten die Herausgeberin der Buchreihe „Erinnerungen“ Renate S. Meissner sowie Hannes Sulzenbacher und Albert Lichtblau aus dem kuratorisch-wissenschaftlichen Team der neuen österreichischen Ausstellung in Auschwitz einen Bogen von der Ausstellung in Auschwitz hin zu individuellen Schicksalen im Buch.
Hannes Sulzenbacher gab einen Einblick in die neue Ausstellung, die in ihrem Konzept eine Verschränkung von Opfer- und Täter*innendarstellung vorsieht – denn „ohne Täter*innen hätte es keine Opfer gegeben“, so Sulzenbacher. Er vermittelte auch eine Vorstellung davon, welche Herausforderung die Konsensfindung im Zuge der Ausstellungsvorbereitungen darstellte, beispielsweise zum Verhältnis von Opfern und Täter*innen.
Albert Lichtblau veranschaulichte diese verschränkte Darstellung am Beispiel eines Ausstellungsobjektes und betonte, dass jedes Objekt eine individuelle Geschichte erzählt. Dass es immer um einzelne Menschen gehe – auch bei den Täter*innen – unterstreicht ein Zitat des Auschwitz-Überlebenden Rom Karl Stojka:
„Und das haben Menschen gemacht, so wie du, du und ich. Diese Leute kamen nicht von einem anderen Planeten. […] Es waren Menschen, so wie wir. Und nicht Hitler hat mich verhaftet, nicht Göring, nicht Goebbels. Der Greißler, der Hausmeister, der Schneider, der Schuster, der Bäckermeister, die haben auf einmal eine Uniform gekriegt, eine Hakenkreuzbinde, und da waren sie die Herrenrasse…“
Renate Meissner stellte drei der Überlebensgeschichten vor und erläuterte das grafische Konzept der neuen Publikation, das mittels der vor einem weißen Hintergrund verblassenden Häftlingsnummern die Entmenschlichung durch das Lagersystem widerspiegelt.
Buchbestellung
Die Publikationen des Nationalfonds sind zum Selbstkostenpreis direkt beim Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus sowie im Buchhandel erhältlich. Bei Interesse wenden Sie sich bitte per E-Mail an: buchbestellungen@nationalfonds.org.
Die Bände der Buchreihe „Erinnerungen“ werden für den Unterrichtsgebrauch und die Schulbibliothek unentgeltlich bis zu Klassenstärke an Schulen gegen Portoübernahme oder Selbstabholung abgegeben: schulversand@nationalfonds.org.