Jüdischer Friedhof Graz nach Sanierung übergeben
Am 12. Juli 2022 wurde der jüdische Friedhof in Graz nach sieben Jahren Sanierung an die Standortgemeinde für die weitere Pflege übergeben. Der Friedhof wurde von 2014 bis 2022 mit Mittel des Friedhofsfonds in Höhe von rund 1,1 Millionen Euro umfassend saniert.
Feierliche Übergabe
Bei der feierlichen Übergabe waren unter anderem anwesend: der Vorsitzende des Kuratoriums des Fonds zur Instandsetzung der jüdischen Friedhöfe in Österreich, Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka, der Präsident der Jüdischen Gemeinde Graz, Elie Rosen, die Generalsekretärin des Fonds zur Instandsetzung der jüdischen Friedhöfe in Österreich, Hannah Lessing, die Präsidentin des Steiermärkischen Landtags in Vertretung des Landeshauptmannes der Steiermark, Manuela Khom, die Bürgermeisterin von Graz, Elke Kahr, der Grazer Gemeinderat Peter Piffl-Percevic, Pfarrer Dr. Stefan Ulz von der Katholischen Kirche Steiermark in Vertretung von Bischof Krautwaschl, der Imam Fikret Fazlic vom Islamischen Kulturzentrum Graz, Pfarrer Matthias Weigold von der Evangelischen Kirche Graz sowie Inge-Margareta Brenner als Repräsentantin der Österreichischen Buddhistischen Religionsgesellschaft Steiermark.
Durchgeführte Instandsetzungen
Am jüdischen Friedhof in Graz wurden in fünf Teilprojekten beginnend mit Juli 2014 die Einfriedungsmauern und Grabsteine instandgesetzt sowie die Zeremonienhalle und das Friedhofwärterhaus restauriert. Dafür wurden Fördermittel aus dem Fonds zur Instandsetzung der jüdischen Friedhöfe in Österreich in Höhe von rund 1,1 Millionen Euro aufgewendet.
Alle Grabsteine wurden neu eingemessen und in einer Datenbank erfasst. Weiters konnten die historischen Alleebäume zum Großteil gerettet werden, sodass der Friedhof sein ursprüngliches Erscheinungsbild zurückerhalten hat.
Bewegte Geschichte
Der 14.046 m² große jüdische Friedhof in der Wetzelsdorfer Straße 33 in Graz wurde 1864 errichtet und 1901 erweitert. Bis zur Eröffnung des Friedhofes mussten die Verstorbenen der kleinen, aber schnell wachsenden Gemeinde zum nächstgelegenen jüdischen Friedhof nach Güssing (damals noch in Westungarn) gebracht werden. In der Zeit des NS-Regimes wurde die 1910 errichtete Zeremonienhalle sowie einige Gräber zerstört. In den 1950er-Jahren wurde eine provisorische Zeremonienhalle errichtet, 1990/91 von der Stadt Graz eine neue errichtet und der Kultusgemeinde übergeben. Auf dem Grazer jüdischen Friedhof befinden sich, aus konservatorischen Gründen in der Zeremonienhalle verwahrt, auch drei Fragmente mittelalterlicher jüdischer Grabsteine, die bei Fundamentierungsarbeiten für das neue Amtsgebäude der Grazer Burg in der Hofgasse im Herbst 1950 aufgefunden wurden.
Der jüdische Friedhof in Graz ist mit rund mit 1.500 Gräbern belegt. Unter den Persönlichkeiten, die hier beigesetzt wurden, befindet sich etwa der Mit-Begründer des bekannten Kaufhauses Kastner & Öhler, Hermann Öhler (1847-1918).
Führungen auf dem Friedhof
Die Friedhofsanlage ist aus sicherheitstechnischen Gründen nicht öffentlich zugänglich. Mehrmals pro Jahr kann der Friedhof im Zuge von Schwerpunktführungen oder aber im Rahmen des Bildungsprogrammes der Jüdischen Gemeinde geführt besichtigt werden.