Nachruf Helga Pollak-Kinsky
Am 14. November ist Helga Pollak-Kinsky verstorben. „Ich hatte Glück, ich habe überlebt. Es war reiner Zufall.“ Mit diesen Worten fasste Helga Pollak-Kinsky einmal ihr Schicksal zusammen, das sie aus Theresienstadt und Auschwitz zurückbrachte.
Helga wurde im Mai 1930 in Wien geboren. Ihr Vater führte auf der Mariahilferstraße den legendären Palmhof, eines der großen Konzertcafés jener Zeit. 1938 wurde sie zu Verwandten in die Tschechoslowakei geschickt, eine Rettung mit dem Kindertransport nach England gelang nicht. Im Januar 1943 wurde sie mit ihrem Vater in das Ghetto Theresienstadt deportiert, sie wurde getrennt vom Vater, kam in das Mädchenheim. Die Zeit dort und das Leben der Mädchen im Zimmer 28 hat Helga Pollak-Kinsky in ihrem Buch „Mein Theresienstädter Tagebuch“ eindrücklich beschrieben.
1944 wurde sie mit dem vorletzten Transport von Theresienstadt nach Auschwitz gebracht, zur Zwangsarbeit. Im April 1945 kam sie zurück nach Theresienstadt, dort erlebte sie gemeinsam mit ihrem Vater die Befreiung. 1946 zog sie zu ihrer Mutter, der die Flucht nach London gelungen war. 63 Menschen aus Helga Pollak-Kinskys Familie in der Tschechoslowakei wurden in Konzentrationslagern ermordet.
Als Zeitzeugin hat sich Helga Pollak-Kinsky das Weitergeben der Erinnerung an die nationalsozialistische Verfolgung und das Vermitteln von Geschichte zur Aufgabe gemacht – obwohl das Erzählen den Schmerz immer wieder aufs Neue lebendig werden ließ. Für dieses wertvolle Geschenk an die nachfolgenden Generationen, das uns den Wert der mühsam errungenen Freiheit umso mehr schätzen lehrt, danken wir ihr. Mit Helga Pollak Kinskys Tod ist nun eine weitere mahnende Stimme verstummt. Doch ihre Geschichte wird weiterleben als Teil des kollektiven Gedächtnisses Österreichs.